Und wieder musste ich einen Artikel über das Couchsurfing lesen, in dem letztlich folgendes Fazit gezogen wurde: eine gute Möglichkeit kostenlos auf Reisen zu übernachten. Ich werde an dieser Stelle nun nicht den Link zum Artikel aufführen, denn ich finde ihn erstens schlecht recherchiert und zweitens würde ich mich somit zum Handlanger von Boulevard-Journalisten machen, die (un)absichtlich mit der Veröffentlichung des Textes Gefahr laufen, den Sinn des Couchsurfens im negativen Sinne nachhaltig zu verfälschen.
Vielmehr möchte ich an dieser Stelle (Einsteigern) ein paar nützliche Tipps fürs Couchsurfing (insbesondere mit der Handhabung der Plattform couchsurfing.org) geben. Sie basieren auf meine Erfahrungen, die ich während meiner 80-tägigen Tour um die Welt als Extreme-Couch-Hopper machen durfte. Und bei der ist wahrlich nicht alles optimal verlaufen. Von kurzfristigen Absagen der Gastgeber über eine Nacht bei einem „Messi“ bis hin zum „Ausgeraubt werden“ in Los Angeles. Doch es muss nicht dazu kommen, wenn man ein paar wesentliche Dinge bei der „Akquise“ der Couchen in aller Herren Länder beachtet. Wer bei den folgenden Tipps zwischen den Zeilen lesen kann, wird schnell den wahren Sinn des Couchsurfens erkennen…. 😉
1. Keinen Schnellschuss machen!
Überlege Dir sehr gut, ob Du wirklich als Couchsurfer reisen möchtest. Vergiß nicht, für (streng genommene) Privatsphäre bleibt wenig bis gar kein Platz. Zudem sollte einem bewusst sein, dass man auch von (meist) fremden Menschen in ihren eigenen, sehr privaten Bereich – nämlich Wohnraum – eingeladen wird. Wer glaubt, man lädt mal eben seine Taschen ab, macht seine Touristen-Tour und kommt dann abends oder nachts nur zum Schlafen zurück, der hat sich in vielen Fällen falsch geschnitten. Ausnahmen gibt es. Aber diese Sorte von Gastgebern findet man äußerst selten bei couchsurfing.org. In der Regel kommt es nämlich beiden Parteien u.a. auf den (interkulturellen) Dialog, Kontakte knüpfen, gegenseitiges Helfen und vieles mehr an.
2. Lege ein vernünftiges Profil bei couchsurfing.org an!
Die meisten Gastgeber wollen möglichst viele Informationen über ihre künftigen Gäste geliefert bekommen. Wie sagt man so schön: Man kauft doch nicht die Katze im Sack! Nun, ähnlich verhält es sich auch beim Couchsurfen. Was für einen ersten Eindruck vermittelt der Couchsurfer? Was für Fotos veröffentlicht er in seinem Profil? Was sind seine Beweggründe als Couchsurfer zu reisen? Und vieles mehr. Umso detaillierter die Profile ausgefüllt sind, desto höher die Wahrscheinlichkeit die Aufmerksamkeit eines potentiellen Gastgebers auf sich zu ziehen. Schließlich möchte man (ja, AUCH im gewissen Sinne kostenlos bzw. günstig) bei denen übernachten. Da sollte man sich schon die Zeit fürs ausführliche Profilanlegen nehmen…
3. Telefonischer Kontakt!
Nimm – nach schriftlich erfolgter Zusage – möglichst persönlich Kontakt mit den Gastgebern auf! Bei einem Extrem-Projekt wie bei mir, ist das nicht immer zu machen gewesen. Wenn man aber auf lange Sicht planen kann, sollte es kein Problem sein. Mir haben die meisten meiner Gastgeber gesagt, dass ein erstes (wenn auch kurzes) Telefonat sehr wohl die Distanz zueinander abbauen kann. Es hat schon den Charakter von Verbindlichkeit, wenn man sich bereits am Telefon austauscht. Da fällt es einem auch schwerer kurzfristig abzusagen. Übrigens, mit den beiden Gastgebern, die mir kurzfristig in Paris abgesagt haben (Anne konnte mir ja „Ersatz“ besorgen), habe ich leider auch nicht vorher telefoniert.
Was für Dich gilt, sollten auch Deine potentiellen Gastgeber erfüllen. Wie detailliert beschreiben die Gastgeber sich selbst und ihr Engagement fürs Couchsurfen? Welche Erfahrungen haben sie bereits gemacht? Schütze Dich vor „bösen“ Überraschungen, weil Du das Profil der Gastgeber nur „überflogen“ hast und gar nicht gemerkt hast, dass er absolut die „falschen“ Interessen hat.
Wer ganz sicher gehen möchte, dass der Gastgeber – oder auch umgekehrt der Gast – ein „umgänglicher“ Mensch ist, sucht sich registrierte Nutzer mit ausschließlich positiven Bewertungen heraus. Couchsurfer haben die Möglichkeit, ihre Erfahrungen mit den Gästen bzw. mit den Gastgebern auf deren Profil zu veröffentlichen. In der Regel geben diese Bewertungen insgesamt ein recht überzeugendes Bild der Person ab. Anfänger verfügen natürlich noch nicht über entsprechend positive Bewertungen. Denen empfehle ich insbesondere mit erfahrenen Couchsurfern Kontakt aufzunehmen und für eine Übernachtung „einladen zu lassen“ bzw. anzufragen.
6. Fühl Dich wie Zuhause!? Nicht wirklich…
Wie oft hört man einen Gastgeber sagen „Fühl Dich wie Zuhause“? Nun, auch als Couchsurfer bekommt man diesen Satz zuweilen häufig gesagt. Doch Vorsicht! Wie so oft, kann es sich dabei nur um eines handeln: eine Floskel. Der Gast mit Anstand sollte seine dreckigen Schuhe besser nicht auf den Tisch stellen, die Milch nicht direkt aus der Packung trinken und auch nicht bei jeder Gelegenheit den Müll rumliegen lassen (naja, das gilt ja auch nur für Jene, die sich so Zuhause verhalten)! Es könnte sonst sein, dass ein Couchsurfer sehr bald die Lust auf die Idee ein offenherziger Gastgeber zu sein, verliert. Ein Bärendienst für die gesamte Community. Daher gilt die Devise: So verhalten, wie man es sich auch von einem Gast erhoffen würde… und umgekehrt gilt das für Gastgeber natürlich auch.
7. Kleine Geschenke erhalten die (Gast)Freundschaft!
Bring ein Gastgeschenk mit!!! Idealerweise eine regionale Besonderheit aus Deinem Heimatort. Dabei kommt es nicht auf den Wert des Präsents an, hier zählt wirklich der gute Gedanke. Wer gleich mehrere Gastgeber nacheinander aufsuchen muss (und nicht mehrere Geschenke mit sich nehmen kann), kann es so wie ich machen: Der erste bekommt ein Gastgeschenk und Du bittest ihn, etwas für Dich für den nächsten Gastgeber mitzugeben. Klappt hervorragend! Hat mir übrigens Anne, meine „Erste“, als Tipp mit auf meine lange Reise gegeben…
8. Sei bereit für Improvisationen…
Es muss auf der Reise – ob nun lang oder kurz – nicht unbedingt ein Mitglied der Couchsurf-Community sein, das Dich bei sich aufnimmt. Frag zum Beispiel auch im Freundes- und Bekanntenkreis nach, ob die wiederum Bekannte in den Zielorten haben. Oder sei offen für Zufallsbegegnungen!!! So habe ich zum Beispiel in Südafrika bei einem früheren Medienanwalt von Michael Jackson übernachtet, unterstützte mich ein Prinz der Königsfamilie auf Rarotonga oder auch ein Sitznachbar im Flugzeug von Sydney nach Auckland (dessen Schwester mich in Los Angeles schließlich aufnahm). Sei Dir bewusst: Alles läuft anders als im Alltag und Du wirst mitunter wundersames erleben. Save travels!!!!
So, das war es erstmal. Mir fallen noch viele weitere Punkte ein, aber ich denke, die wichtigsten Tipps habe ich hiermit geliefert. Gerne darf sich jeder noch in Form eines Kommentars beteiligen und die Liste um wertvolle Ratschläge erweitern. Ich freue mich darauf!
In diesem Sinne besten Gruß aus Osnabrück,
Daniel
P.S. Ich habe für Februar und März zwei hoch interessante Gastgeber für meine angedachte Couchgespräch-Serie aufgetan. Ich glaube, das wird echt spannend… 😉