Politiker-Bashing als Instrumentarium des persönlichen Frusts
Man fragt sich, ob man weinen oder lachen soll, wenn man in den Gazetten der Republik – ob nun Online oder Print – liest, wie sich einzelne (Hobby-)Kommentatoren über das Krisenmanagement unserer Politiker auslassen.
In oft hetzerischer Manier wird den sogenannten „Privilegierten“ und dem „Establishment“ nicht nur vorgeworfen, der Corona-Krise in keiner Weise adäquat zu begegnen, sondern auch die Wurzel allen anderen Übels zu sein, welches unsere Gesellschaft ereilt. Geht es nach den Dauernörglern unter uns, dann sind unsere Politiker für den Mangel an sozialem Miteinander, für steigende Fallzahlen von häuslicher Gewalt, für den katastrophalen Wirtschaftseinbruch und vieles mehr als Hauptverantwortliche festzumachen.
Kommunikation erinnert an düstere Zeiten
Ganz abgesehen davon, dass die Argumentation solcher Hetz-Kommentare an die Demagogie in den frühen 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erinnern und sie entsprechend konsequent geächtet werden sollten, fehlen ihnen in den allermeisten Fällen ganz besondere Merkmale: konstruktive Lösungsvorschläge. Die Politiker und erst recht die Politikerinnen können dies und jenes nicht, sie schaden dem Volk, sie sind Dilettanten – es wird gemutmaßt, bis sich die Balken biegen. Denn: Belege für ihre Behauptungen haben die selbst ernannten Systemkritiker in den allermeisten Fällen nicht. Aber: Es gehört zur gesetzlich festgelegten Meinungsfreiheit, dass solche Aussagen getätigt werden dürfen. Und der intelligentere Part unserer Gesellschaft muss solche Meinungen aushalten können. Sie faktenbasiert und konstruktiv zu kritisieren, schadet jedoch nicht.
Unzählige Mutmaßungen und Absurditäten
Um nicht auf jede einzelne Absurdität und Mutmaßung von den Schwarzmalern unserer Nation im Detail eingehen zu wollen (und zu können), versuche ich es mal mit einer Darlegung einer anderen Sichtweise und mit einem Appell an die Besserwisser aus dem Reich der Frustrierten. Beides – so hoffe ich – sind in ihrer Ausführung konstruktiv und finden sogar bei den Meinungsdiktatoren unter uns Gehör:
Ich möchte in diesen Tagen wahrlich kein Politiker in verantwortlicher Position sein. Egal, was und wie man etwas macht, man macht es falsch. Das zu vertretende Volk sollte zumindest die Intelligenz und den Anstand besitzen, diesen Menschen nicht permanent und pauschal zu unterstellen, dass sie unserer Gesellschaft bewusst schaden wollen. Es wäre auch ein herber Bruch in der Logik, wenn die betroffenen Politiker im Kollektiv selbst an den Ästen sägen würden, auf denen sie sitzen.
Über den Tellerand schauen
Darüber hinaus könnte der Vergleich mit der Krisensituation in anderen Nationen nicht schaden. Beim Krisenmanagement gibt es sicher signifikante Unterschiede im Hinblick auf Quantität und Qualität. Doch eines eint alle Betroffenen: Kein Land klatscht Beifall wegen Covid-19, weil es sich womöglich wirtschaftlich und sozial positiv auf die Gesellschaft auswirkt. Es handelt sich um eine globale Krise, die bei der Bewältigung auch ein Mindestmaß globales Selbstverständnis erfordert. Gepaart mit Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Enthaltsamkeit und Respekt. Letzteres fehlt leider viel zu oft beim Kritisieren jener Menschen, die sich meist mit aller Kraft für das Wohl unserer Gesellschaft einsetzen. Dazu gehören grundsätzlich auch Politiker, die per Definition im Dienst für das Allgemeinwohl des Volkes stehen.
Wenn latent gesellschafts- und/oder menschenfeindliche Autoren nicht an sich halten können und unbedingt ihre schadhaften Zeilen in die Welt hinaus pöbeln wollen, dann würde ich mir einfach wünschen, wenn sie Folgendes dabei berücksichtigen: Deutschland ist nicht der Nabel der Welt. Und wir als Individuum schon gar nicht.