Also, zunächst einmal muss ich Euch ein wenig schocken. Gut, die ganz Harten werden jetzt denken, das ist doch nicht schlimm. Aber glaubt mir, mit dem ganzen Gepäck auf Rücken und Schultern ist es doch eine ganz schön schmerzhafte Erfahrung. Das Foto zeigt eindrucksvoll, warum man Sonnencreme flächendeckend einsetzen sollte. Ich habe zwar Lichtschutzfaktor 50 verwendet, aber sträflich einige Regionen meines Körpers beim Eincremen vernachlässigt. So wurde mein Besuch auf der Insel Mbudja vor Dar Es Salaam erst recht zu einem nachhaltig wirkendem Erlebnis.
Da ich nun auch endlich die Möglichkeit habe, Videos hochzuladen, habe ich Euch mal drei Videos bereitgestellt. Das erste Video ist ein kurzer Gruß aus der Innenstadt von Dar Es Salaam, wo ich mit meinem Gastgeber Leander in einem sogenannten Bajaji unterwegs war. Beim zweiten Video war ich mal ein wenig investigativ unterwegs und habe die (kaum) arbeitenden Gepäckabfertiger gefilmt. Naja, macht Euch selbst ein Bild davon, ob man hierfür Verständnis zeigen will oder nicht (es gibt sicher wieder den einen oder anderen Kommentar, dass es Gründe für den mangelnden Elan der Arbeiter gibt. Ich halte es ja auch nur im bewegten Bild fest und äußere meine persönliche Meinung ohne pauschalisieren zu wollen.) Im dritten Video seht Ihr eine kurze Zusammenfassung meiner Nacht auf dem Flughafen in Kapstadt. Hierbei passiert etwas Witziges, etwa bei 1:40 Minute. Achtet mal auf die Frau im Hintergrund. Ihr scheint der Kaffee so gar nicht zu schmecken (habe ich auch erst beim Editieren des Videos gemerkt *lach*).
So, was gibt es sonst Neues von der Couchhopper-Front? Jede Menge! Ich versuche mal ein paar Highlights herauszustellen. Ich bin also durch Baraka bei Leander und seiner französischen Mitbewohnerin Agnes gelandet. Leander befindet sich seit etwa einem Monat in Tansania und plant, die kommenden zwei Jahre auf Sansibar zu leben. In den vergangenen Jahren hat er unter anderem in Kopenhagen studiert und längere Zeit in Argentinien verbracht. „Zurück nach Deutschland möchte ich eigentlich nicht mehr“, sagt er. Er wolle soviel wie möglich von der Welt sehen und an allen Orten, an denen er länger verweilt, Projekte aufziehen, die insbesondere der Allgemeinheit zugute kommen sollen. Ich muss schon sagen, die Gespräche mit ihm waren überaus interessant. Er scheint eine ähnliche Weltanschauung wie ich zu haben. Ihm habe ich es auch zu verdanken, dass ich statt 35.000 Tansanische Schilling nur 15.000 für meinen Transport zum Flughafen bezahlen muss. Sein Verhandlungsgeschick kann man nur als herausragend bezeichnen. „Dass die Afrikaner von uns Weißen immer sehr viel mehr Geld haben wollen als von den Einheimischen, daran sind die Weißen bzw. Europäer und Amerikaner selbst schuld“, meint Leander. So hätten diese sich in den vergangenen Jahrhunderten immer als die „Geber“ gezeigt. Das habe sich kulturhistorisch nun soweit manifestiert, dass bei den meisten Afrikanern die Assoziation „Weiß = Geld“ praktisch von Geburt an beigebracht wird. Ich teile seine Meinung. Gleichfalls bedeutet es aber nicht, dass man immer auch weitaus mehr Geld gibt, als die Leistung in der Relation zum Verdienst wert ist. „Es kommt auf die Situation an“, sagt Leander. Und tatsächlich ist es eigentlich nicht anders als überall auf der Welt. Wenn ich besonders mit einer Leistung zufrieden bin, bin ich auch gewillt, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Werde ich wie Dreck behandelt, gibt es auch kein Trinkgeld.
Eine gängige Praxis scheint auch zu sein, dass plötzlich kein Wechselgeld vorhanden ist (besonders bei Taxifahren). Dann kommt immer das Argument: „Wir verrechnen es bei der nächsten Fahrt.“ Oder im Restaurant: Essen kommt über Stunden nicht, wird kalt geliefert, schmeckt abscheulich und dann bezahlt man noch das Doppelte oder Dreifache des Preises. Der Kellner sagt dann: „Komme einfach nächstes Mal wieder und wir finden eine Lösung.“ Die richtige Lösung wäre in diesem Fall, den regulären Preis zu verlangen oder dem Gast gar nichts zu berechnen. Schließlich stimmte die Leistung so gar nicht. Stattdessen wird man (Achtung, ich will hier nicht pauschalisieren, ist nur ein Beispiel) beschissen und dann noch aufgefordert bald wieder zu kommen. Hallo? Wer macht denn so etwas? Also, ich besuche kein Restaurant ein zweites Mal, das mich übers Ohr hauen will und das Essen unterirdisch war….
Naja, jedenfalls habe ich einen sehr netten Taxifahrer, der mich nachts um 3.30 Uhr – und zwar pünktlich auf die Minute – abholte. Mr. Omari hat sich somit zum neuen festen Taxifahrer für Leander qualifiziert. Vor allem aber auch, weil er uns zuvor von der Innenstadt zu Leanders Haus einen sehr fairen Preis gemacht hat – wir mussten nicht wie gewohnt hart verhandeln. Ach ja, in der Innenstadt haben wir die Feierlichkeiten zum Hindu-Neujahr verfolgt. Dar Es Salaam verfügt über eine große Minderheit an Indern. Nur soviel: Ich habe noch nie in meinem Leben soooo viele Knaller und Feuerwerkskörper auf einen Haufen gesehen. Zuweilen gab es ohrenbetäubende Explosionen – ich bin mir sicher, solche gefährlichen „Böller“ sucht man auch unter den illegal aus osteuropäisch eingeschleusten Knallern in Deutschland vergebens. Die Luft war voller verbranntem Schwarzpulver, das Atmen fiel zuweilen sehr schwer.
Viel besser ist die Luft in Kairo auch nicht (siehe Foto). Hier mischt sich der Wüstensand mit den Abgasen der Autos. Etwa eine Stunde brauche ich mit einem „inoffiziellen“ Taxi bis zum Stadtteil Maadi, wo mein nächster Gastgeber Peter wohnt. Für die Fahrt zahle ich übrigens umgerechnet nur 9 US-Dollar. Kein Grund zur Beschwerde bei einer solch langen Fahrt durch die Häuserschluchten Kairos. Wow, schon beim Anflug auf Kairo war ich über die Größe der Stadt mehr als verblüfft. Nun, Kairo gehört nun mal zu den größten Metropolen der Welt. Und der Verkehr ist mörderisch. Ich frage mich, wofür die Ägypter Geld für Straßenmarkierungen ausgeben. Da waren die Behörden aus Tansania schlauer. Die haben sich das Geld gespart und gleich darauf verzichtet…
Ich komme also bei Peter an. Ein britischer Musiker und Journalist, den es vor 17 Jahren nach Ägypten gezogen hat. Er lädt mich ein, am Abend seiner Bibelrunde beizuwohnen. Fotos hierzu kann ich leider nicht liefern, da die Teilnehmer (insgesamt 13, na ja, eigentlich 12, weil der Inder eigentlich ständig telefonierte) sich nicht wohl fühlten mit der Tatsache, dass ich die Fotos samt ihrer Geschichte veröffentlichen würde. Ich habe volles Verständnis dafür. Zumal die Gruppe, die sich aus verschiedenen Ausländern christlichen Glaubens zusammenstellt, in einem islamischen Land zusammenkommen, um die Bibel zu studieren und „das Wort Gottes zu erhalten“, wie der Vorsteher der Gruppe später öfter sagen wird. Aus Angst vor Verfolgung möchten die Teilnehmer also nicht abgebildet oder namentlich erwähnt werden. Das respektiere ich natürlich. Nicht nur als Journalist. Naja, aber ich muss zugeben. Das war nicht meine Welt. Es war zwar hochinteressant mit den bibeltreuen Menschen zu singen und zu beten (obwohl ich Atheist bin) und ihnen meine Geschichte zu erzählen, aber ich glaube, ein zweites Treffen würde ich nicht anstreben wollen. Dafür stehe ich mit meiner Weltanschauung einfach zu sehr im krassen Gegensatz zu der Bibelrunde. Mehrfach hatte ich an diesem Abend das Bedürfnis kritische Fragen zu stellen. Aber irgendwie war ich mir nicht sicher, ob man mich für meine Thesen „ans Kreuz nageln“ würde (sorry, aber dieses Sprichwort musste ich an dieser Stelle einfach einfügen – für alle Skeptiker: Das ist nicht ketzerisch gemeint). Schließlich äußere ich mich doch. Und nur wenige versuchen mich ernsthaft davon überzeugen zu wollen, dass Gott auch durch mich sprechen werde, wenn ich es nur zulassen würde.
Heute Abend übernachte ich übrigens bei dem Vorsteher der Bibelgruppe. Ich bin wirklich auf das Gespräch mit ihm gespannt. Der Hammer folgt dann wohl morgen. Dann werde ich bei einem Ehepaar übernachten, bei dem die Frau zum Islam konvertiert ist. Krasser könnten die Gegensätze bei meinen Gastgebern nun wirklich nicht sein.
Es gibt noch so viele Dinge über die ich hier berichten könnte, aber ein bisschen unveröffentlichtes Material brauche ich ja schließlich noch für mein Buch. *grins*
Und noch einmal aus aktuellem Anlass. Die Berichte in meinem Blog entstehen oftmals unter hohem Zeitdruck, da schleicht sich schon mal der eine oder andere Fehler ein. Darüber hinaus handelt es sich bei meinen Schilderungen um subjektive Berichte. Mir ist bewusst, dass ich damit nicht immer jedem aus dem Herzen spreche. Ich versuche weitestgehend einfach meine Erfahrungen zu schildern und dabei nicht pauschalisieren zu wollen. Wenn ich aso in einem Land überwiegend schlecht behandelt oder beschissen werde – dann schreibe ich es auch so nieder. Vielleicht hatte ich nur Pech die falschen Leute zu treffen, aber dann ist es halt so…
In diesem Sinne hoffe ich auf weiterhin KONSTRUKTIVE Kommentare!
Lieben Gruß aus Kairo,
Daniel