Retter in der Not auf den Bahamas

Dez 6, 2009Allgemein

Oje, was waren das schon wieder für Erlebnisse in den vergangenen Tagen. Gute, wie auch schlechte. Glück im Unglück hatte ich insbesondere auf den Bahamas. Oliver, Lennart und Jan aus Steinhagen helfen mir dort entscheidend aus der Klemme.

Aber wie immer: Fangen wir erstmal von vorne an. Nachdem ich schließlich in Nassau auf den Bahamas lande, habe ich noch knapp fünf Stunden Zeit, ehe mich meine nächste Gastgeberin Cathy vom Sheraton Hotel abholt. Das Hotelpersonal ist so nett und lagert gegen Mittag mein Gepäck ein, so dass ich lediglich mit meiner Kamera bewaffnet einen ausgedehnten Spaziergang machen kann. Unweit des Hotels lande ich zunächst bei einem Daiquiri-Stand. Auch lokales Bier wird dort ausgeschenkt und so bleibe ich meiner Tradition treu und komme in den Genuß eines heimischen Gebräus. Dieses Mal fällt mein Urteil besser als auf Rarotonga aus (Ihr erinnert Euch? Das Matutu Bier dort ist bei mir glatt durchgefallen!)! Das “Sands” auf den Bahamas kann man ohne Bedenken (auch als deutscher Bierliebhaber) genießen. Dafür verewige ich mich auch gleich mit “Daniel Hopkins – Couchtour 2009” auf der hölzernen Theke.

Etwas erstaunt bin ich jedoch über das Benehmen eines örtlichen Polizisten. Offensichtlich scheint dieser während seiner Dienstzeit (er spricht häufig in sein Funkgerät) nicht nur alkoholische Getränke zu sich zu nehmen. Während er mit seiner linken Hand seine Bierflasche an seinen Mund führt, streichelt seine rechte Hand die Innenschenkel einer englischen Touristin. “Das ist hier halt so”, sagt mir später Kelly, ein Kanadier, der für mehrere Jahre auf den Bahamas gelebt hat und nun mit seiner Freundin Jessy nach zwei Jahren für einen Liebesurlaub zurückgekehrt ist. Spontan bieten er und seine Freunde mir an, am nächsten Tag auf deren Couch zu übernachten. Dazu komme ich dann später in meinem Bericht.

Gegen sechs Uhr holt mich Cathy vom Hotel ab. Sie ist deutlich älter, als ich sie mir vorgestellt habe. Ein Foto von ihr habe ich vorher nicht gesehen und in ihrem Profil bei Couchsurfing.org weist sie auf ihre Vorliebe für die Serie “The Simpson’s” hin – für mich eigentlich ein Zeichen für ein eher jugendliches Alter. Kathy ist 40. Naja, lange Rede, kurzer Sinn. Wir finden jedenfalls in der Hotellobby zusammen und sie nimmt mich später am Abend zu “Mama D.”. Die 73-Jährige betreibt eine illegale Bar in ihrem Wohnzimmer (ja, ihr lest richtig!) und ist fit wie ein Turnschuh. An ihrer Wand hängt eine Erinnerungstafel, die sie anlässlich ihres 70. Geburtstags von der örtlichen Polizei geschenkt bekommen hat. Sie zeigt mir die eingravierten Signaturen der hohen Polizeibeamten und Kathy erklärt mir: “Was sie macht ist zwar illegal, aber die Polizisten dulden es, weil sie selbst Kunden bei Mama D. sind.” Andere Länder, andere Sitten halt. Mir macht es ohnehin nichts aus, freue ich mich doch über das zweite lokale Bier, das so genante “Kalik”, dass ich bei der außergewöhnlichen Großmutter trinken darf. Auch dieses Bier schmeckt mir…

Am Folgetag bringt mich also Kathy zu Kelly und seinen anderen kanadischen Freunden, die mir am Vortag die Couch angeboten haben. Ich betrete das große Haus, dass die drei Paare für zwei Wochen gemietet haben und bevor ich meine Taschen absetzen kann, sagt einer der Männer: “Sorry, aber ich habe es mir anders überlegt. Du kannst tagsüber mit uns abhängen, aber nachts hierbleiben geht nicht. Ich habe meinen Sohn hier und ich weiß doch nicht, ob Du ein verkappter Killer bist!” Zunächst halte ich das für einen schlechten Scherz, aber der Ganzkörpertättoowierte meint es ernst. Eigentlich möchten wir gemeinsam mit den Haien tauchen gehen, eine ausgedehnte Bootstour machen. Aber diese Pläne kann ich begraben, muss ich mich schließlich kurzfristig auf die Suche nach einer neuen Unterkunft machen.

Das Internet spuckt mir aber keinen potentiellen neuen Gastgeber aus und auch das örtliche Hostel ist ausgebucht. Kathy bietet mir telefonisch zwar an, dass ich eine weitere Nacht bei ihr bleiben kann, aber ich muss dankend ablehnen,verstößt es doch gegen meine selbst auferlegten Regeln (Jede Nacht bei enem anderen Gastgeber). Doch Rettung scheint in Sicht.

Denn für den späten Nachmittag habe ich mich mit Oliver verabredet. Er ist Pilot und verfolgt mein Projekt von Beginn an. Er hat mir sogar eine Geburtstagsnachricht mit herrlichem Ausblick aus seinem Cockpit geschickt. Eigentlich wollten wir uns schon in Südafrika und in Hongkong treffen, aber wir haben uns stets knapp verpasst. Dieses Mal klappt es. Gemeinsam mit seinen Freunden Lennart und Jan chartert er ein kleines Sportflugzeug in Florida und fliegt auf einen Kurzurlaub auf die Bahamas. Der Zufall führt uns also schließlich doch zusammen. “Klar, du kannst bei uns im Hotelzimmer übernachten”, sagt er. Und ich suche mir den freien Platz zwischen den Betten auf dem Fußboden aus. Abends führt es uns in die “da balcony”-Bar, wo wir auch passend zum Projekt ein Gruppenfoto auf einem Sofa schießen. An dieser Stelle sei noch für die Steinhagener “Schere, Stein, Papier”-Spieler (man hat mir erzählt, dass es dort sogar eine eigene Liga für dieses Spiel gibt), dass ich an diesem Abend nur knapp gegen den amtierenden “Schere, Stein, Papier”-Meister Jan mit 14:15 verliere! Macht mich schon ein wenig stolz (ich führe übrigens 4:1, ehe wir uns ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen liefern).

Am nächsten Morgen stehen wir ein wenig verkatert auf. War es der Rum oder das Bier? Wir wissen es nicht mehr genau. Zum Glück holt uns Kathy ab und bringt uns allesamt zum Flughafen. “Ich möchte doch, dass mein Gast wohlbehalten am Flughafen ankommt”, sagt sie. Ob sie wohl die Kommentare der stern.de-Leser meines Blogeintrages aus Mexiko gelesen hat?

In diesem Sinne, besten Gruß aus den USA, wo ich bestens durch einen guten Freund und seiner Familie aufgenommen werde!

Hopkins’ Storyhood

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