(Noch) kein Samba in Rio de Janeiro

Dez 15, 2009Allgemein

Ob und wie ich heute zu meinem nächsten Gastgeber komme, das weiß ich noch nicht. Er lässt mit einer Antwort auf sich warten. Meine erste Nacht in Rio de Janeiro war erholsam, ich habe das Gefühl, ein wenig Schlaf nachgeholt zu haben, obwohl ich nur 5 Stunden geschlummert habe.

Meine Anreise verläuft dieses Mal auch anders als sonst. “Ich bin noch arbeiten”, sagt mir Rosana. Die hübsche 34-Jährige hat mir daher ihren Haustürschlüssel beim Nachbarn hinterlassen, damit ich schon früher in die Wohnung komme und mein Gepäck ablegen kann. “Du hast aber außergewöhnlich viel Vertrauen in fremde Personen”, merke ich später am Abend an. “Das kann man so nicht sagen”, erwidert sie und erklärt: “Dein Profil bei couchsurfing.org weckt enorm viel Vertrauen. Deine Referenzen der anderen Gastgeber sind durchweg positiv”, sagt sie. Also kein Grund anzunehmen, ich würde in ihrer Wohnung auf falsche Gedanken kommen und sie leer räumen. Womit sie ja auch recht hat…

Leider haben wir beide nur wenig Zeit, uns ausführlich zu unterhalten. Spät in der Nacht, gegen 2.30 Uhr, wird es dann auch Zeit für sie zu schlafen. “Du kannst morgen doch noch eine Nacht bei mir bleiben”, bietet sie mir an. Doch wieder einmal muss ich dankend ablehnen. “Sorry, ich würde zu gerne eine weitere Nacht bei Dir verbringen, aber die Regel lautet: Jede Nacht eine andere Couch!”

Heute morgen werde ich dann sanft von ihr geweckt. Ich fühle ein Streicheln an meinem Bein. “Wake up”, sagt sie und lächelt mich an. Der Frühstückstisch ist bereits gedeckt. Es gibt frischen Kaffee, Toast und Obst. Ich lasse lieber die Finger von der fettfreien Milch (spätestens an dieser Stelle wird sich wohl meine Ex-Frau an meine Vorliebe für frische Vollmilch zurückerinnern – beim Einkaufen gab es immer die fettarme Version für sie und die fettreiche für mich und unseren Sohn Liam). Nach wochenlangem “Genuss” von Milchpulver und anderen “milchähnlichen” Produkten freue ich mich unter anderem besonders auf den Moment, wenn ich beim Supermarkt um die Ecke mit voller Wonne in das Milchregal greife und mich erstmal mit vier Litern frischer Vollmich für zwei Tage zudecke (Christian, by the way: Kannst Du mir nicht für den Anfang einen halben Liter FRISCHE VOLLmilch mit zum Flughafen bringen?).

Und dann ist auch schon die Zeit für Rosana und mich abgelaufen. Sie nimmt mich in den Arm und drückt mir einen Kuss auf die Wange. “Vielleicht können wir uns ja in den nächsten Tagen noch auf ein oder zwei Bier treffen”, schlägt sie vor. Ich werde es bei meinen nächsten Gastgebern zumindest zur Sprache bringen.

So, dann versuche ich mal meinen nächsten Couchbesitzer Ramon zu erreichen. Und wer weiß, vielleicht berichte ich ja schon bald vom Samba in Rio…

Gruß vom Fuße des Corcovado (erinnert mich übrigens an eine Passage aus dem Projektsong “Couchhopper” von Gut Durch),

Daniel

Hopkins’ Storyhood

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