Nicht den Kopf in den Sand stecken

Apr 19, 2010Allgemein

Wie war das noch? Irgendwann kommt immer der perfekte Zeitpunkt für eine Idee? Sollte dies so sein, habe ich diesen Zeitpunkt mit der Idee eines möglichen Folgeprojektes offensichtlich verfehlt. Eine Absage ereilte mich nun jüngst. Aber fangen wir mal von vorne an.

Es ist spät in der Nacht als Rita und ich mit einem Taxi innerhalb Rio de Janeiros von Copacabana nach Barra da Tijuca fahren. Es ist der Abend, an dem ich entscheide, der Beziehung mit Rita eine reale Chance zu geben. Das funktioniert aber nur, wenn ich mehr Zeit in Brasilien verbringe oder sie sich entscheidet mit nach Deutschland zu kommen. Ich selbst bin kein Freund von Fernbeziehungen. Und Rita hatte in der Vergangenheit schon mit Fernbeziehungen Erfahrungen gemacht, zieht aber die Nähe vor.

Da sie sich aber im letzten Semester ihres Fashion-Studiums befindet und mindestens bis zum Spätsommer in Rio bleiben muss, ist es an mir, eine Entscheidung für mich zu treffen. Rita ist es wert. Und meiner Arbeit kann ich von jedem beliebigen Ort der Welt nachgehen. In dieser Nacht steht also fest: Ich werde sobald wie möglich nach Rio zurückkehren. Und in regelmäßigen Abständen wieder nach Osnabrück fliegen, um mich um meinen Sohn zu kümmern.

Ich schaue aus dem Fenster des Taxis. Wir müssen an einer Ampel halten und ich sehe, wie eine “Sandsäuberungsmaschine” den Strand von Ipanema durchpflügt. An einer bereits geschlossenen Strandbar lehnt sich ein verliebtes Pärchen und küsst sich. Ich spüre, wie Rita mir die Hand drückt.

Dieses romantische Bild wird durch einen Volkswagen “T2 Brasil” komplettiert, der auf der zweiten Spur neben uns langsam zum Stehen kommt. “Ich würde mir gerne einen solchen Transporter für Rio kaufen. Du könntest ihn dann ja auch fahren, wenn ich gerade in Deutschland bin”, sage ich zu Rita und lächle sie an. Doch statt sich über ein solches Angebot zu freuen, schaut sie mich erstaunt an und öffnet sekundenlang ihren Mund (das ist ihr Ausdruck ungläubigen Erstaunens gepaart mit einer gehörigen Portion Empörung). “Sag’ mal. Kann es sein, dass du mich nicht mehr liebst”, fragt sie mich. “Ich soll mit dieser Art von Transporter fahren? Das ist ja fast schon so etwas wie eine Bestrafung.” Und dann erklärt sie mir, warum sie nicht meinen Wunsch, einen T2 zu fahren, nicht teilen kann. Der Transporter wird dort in Brasilien als das Fahrzeug für die “Unterschicht” angesehen. Was hierzulande als Kultfahrzeug gepflegt wird, kommt in Brasilien oft “nur” als fahrende Geschäfte zum Einsatz – mobile Hot Dog Stände, rollende Second-Hand-Läden oder so genannte “Frete” (Speditionsfahrzeuge).

Nur wenige Tage später ertönt aus dem Radio folgende Nachricht (die mir Rita übersetzt): “Volkswagen plant, die Produktion des T2 in Brasilien bis zum Jahr 2013 einzustellen.” Grund sei angeblich, dass sich die Verkehrsgesetze ändern und künftig auch der Transporter mit diversen Sicherheitseinrichtungen (Airbags, etc.) versehen werden muss.

Dieser Moment ist die Geburtsstunde einer neuen Idee: Ich organisiere eine mehrwöchige Südamerika-Tour mit einem T2. Doch eine sehr außergewöhnliche Tour. Denn dabei verknüpfe ich meine Idee des “Extreme-Couch-Hoppings” mit der Inneneinrichtung des T2s. Ich dachte dabei daran, dass eine Couch im Transporter installiert wird, auf der ich schlafe, sollte ich keinen Gastgeber finden oder mal eine Rast brauchen. Auf meiner Reise würde ich dann andere T2-Fans treffen und in meinem Blog die Geschichte des VW-Transporters vom T1 bis zum T5 aufarbeiten. Natürlich habe ich noch weitere Ideen, die ins Projekt mit einfließen können und entsprechend medial begleitet werden.

Eine entsprechende Anfrage beim VW-Konzern wurde jedoch abgelehnt. Sehr freundlich schreibt Frau K. von der Kommunikation Volkswagen Nutzfahrzeuge: (…) wir haben Ihre Anfrage (…) erhalten und mit großem Interesse gelesen. Nach ausführlicher und detaillierter Prüfung müssen wir Ihnen bedauerlicherweise mitteilen, dass wir Ihre Projektideen auf Grund von anderen Projekten nicht unterstützen können.”

Nun, es sollte also nicht sein. Aber kein Grund für mich, den Kopf in den Sand zu stecken. Der wird schließlich für neue Ideen gebraucht. Und da ist er auch schon… ein neuer Einfall! Mal sehen, was dabei rumkommt.

Übrigens, in Sachen “Buchprojekt” habe ich auch eine Entscheidung getroffen (dank vieler Kommentare hier im Blog). Ich werde mich noch diese Woche direkt mit den Verlagen in Verbindung setzen und ihnen meine Leseprobe zuschicken. Auch hier halte ich Euch natürlich auf dem Laufenden.

In diesem Sinne erstmal einen lieben Gruß (noch) aus Osnabrück,

Euer Daniel

Hopkins’ Storyhood

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