Neben finanziellen Unwägbarkeiten gibt es weitere Faktoren, die mich auf meiner Reise behindern: Ich nenne sie Meuchelmörder Moskitos. Ich leide und freue mich über Mitleidsbekundungen.
„Du möchtest auf der Couch schlafen“, fragt Baraka. Seine Augen scheinen vor Erstaunen die Größe von vollreifen Mandarinen anzunehmen. „Aber wir haben ein eigenes Zimmer für Dich. Mit einem Bett und einem Moskitinetz.“ Ich lehne dankend ab. „Wenn ich eure Couch nutzen darf, dann ziehe ich diese vor“, sage ich und erkläre ihm noch einmal den Sinn meines Projektes. „O.k., it’s your decission“, sagt er. „O.k., es ist deine Entscheidung.“
Die Nacht war die reinste Qual für mich. Das lag aber weniger an der lauten Hochzeitsfeier oder dem ebenso kaum zu überhörenden Liebesspiel meiner Gastgeber (sie nahmen wohl an, die Musik der Feier sei laut genug) als an den Moskitos. Den ganzen Sommer über bin ich in Deutschland von den Mücken verschont geblieben, jetzt scheinen ihre tansanischen Verwandten umso mehr von mir abzapfen zu wollen. Im Minutentakt, ach was sage ich, im Sekundentakt starteten ihre Geschwader Attacken auf meine Blutbahnen. Strategische Ziele sind unter anderem die Unterarme (Innenseite), die Fingerknöchel und die Waden. Über 30 Mal können sie ihre Angriffe erfolgreich durchführen. Jedoch nicht ohne empfindliche Verluste hinzunehmen. Die leiblichen Überreste eines Insektes kleben am nächsten Morgen an meinem rechten Ohr (man kann sich vielleicht vorstellen, dass die Verteidigung meiner Adern für mich eine schmerzvolle Erfahrung war). Mindestens ein zweiter Moskito segnete in dieser Nacht das Zeitliche.
Mein nächster Gastgeber, Leander, empfiehlt mir dringend die zweite Nacht auf dem Bett unter dem Moskitonetz zu verbringen. Dieses Mal stimme ich zu. Zu sehr haben mich die Blutsauger in der vergangenen Nacht geplagt, zu sehr hatte ich den ganzen Tag mit den Folgen der Stiche der Meuchelmörder zu kämpfen. Aus Gesundheitsgründen ziehe ich also das durch ein Netz geschützte Bett also vor – und werde doch am Zeh gestochen.
Naja, was soll’s. Morgen entfliehe ich den Meuchelmördern bereits wieder in Richtung Kairo (wo vielleicht andere Verwandte schon auf mich warten). Heute geht es erstmals für mich an den Strand. Ein wenig schwimmen und entspannen. Mbudia heißt die Insel, die vor Daressalam liegt und einer der schönsten Plätze der Region sein soll. Ich lasse mich überraschen und warte eventuell im Zuge meines nächsten Blogeintrags mit Fotos auf.
Gestern bin ich übrigens mit Leander (der übrigens auch aus Deutschland stammt, aber die vergangenen Jahre in Kopenhagen und Buenos Aires verbracht hat) beim hiesigen Goethe-Institut zur Ausstellungseröffnung „40 Jahre Video Art in Germany“ gewesen. Nun, es war so spannend, dass wir es vorzogen die Lokalität zu wechseln, um in der „Alliance Francaise“ an der Partystimmung teilzuhaben. Dort hat eine norwegische Zehn-Mann-Band mächtig eingeheizt. Im Anschluss zog es uns weiter in die Innenstadt, wo wir in einem indischen Restaurant sehr gut den Nachthunger stillen konnten. Ich hätte nur die Finger von der Pepperoni lassen sollen. Unter Tränen lässt es sich so schlecht essen.
So, ich bin dann mal weg zum Strand. Übrigens: Für alle Daheimgeblieben sei gesagt, dass ich hier weder Videotelefonie noch mein Mobiltelefon nutzen kann. Im Haus gibt es keinen Internetanschluss, mein Netz funktioniert hier nicht. Und öffentliche Telefonzellen konnte ich bisher auch nicht auffinden. Diesen Text habe ich euch von einem Internetcafé mit Stromgenerator geschickt… Wie Ihr seht, es ist hier alles nicht so einfach…
Lieben Gruß aus Tansania,
Daniel