Liebes Kanada! Du hast mir die eiskalte Schulter gezeigt. Schnee, eisige Temperaturen und ein mörderischer Wind waren dein Begrüßungskommando für mich. Ob ich noch einmal besuchen werde? Vielleicht, aber sicher nicht im Winter.
Wenn ich an Dich denke, erinnere ich mich immer wieder gerne an einen
Spruch, den meine Großmutter desöfteren während meiner Kindheit auf den
Lippen hatte: “Ka’ na’ da in Kanada”, pflegte sie zu sagen. Es steckt viel Wahres in diesem Spruch. Deine Straßen sind zu dieser Jahreszeit wie leergefegt. Es gibt sogar offizielle Warnungen für Deine Einwohner, das Haus nur dann zu verlassen, wenn es unbedingt nötig ist. Jelena, meine Gastgeberin, erzählte mir davon. In der warmen Stube. Bei einem Glas Wein und einem ausgesprochen leckeren Essen. Sie kochte asiatisch für uns.
Halte diesen Moment als einen der wenigen “warmen” Situationen fest, denke ich am nächsten Morgen bevor es mich hinaus in Deine kalten Straßen zieht, um mich auf den Weg zum Flughafen zu machen. Gut, dass ich mir zwei Tage zuvor am Times Square in New York City ein paar Handschuhe gekauft habe. Das waren gut investierte 8 US-Dollar, bleiben zumindest meine Finger von Deiner Eiseskälte verschont. Ich hätte mir aber vielleicht auch eine “lange Elli” besorgen sollen, denn meine Knie und Füße bekommen die volle Kraft Deines Frostes zu spüren. Ich laufe also schneller, um mich auf natürliche Art und Weise aufzuheitzen. Außerdem bin ich dann auch früher am Flughafen – da, wo der Mensch dem Winter einen Haken schlägt und angenehme Wärme durch die Heizsysteme verteilt.
Ich steige ins Flugzeug. Vermissen werde ich Dich leider nicht. Aber, liebes Kanada, vielleicht sehen wir uns eines Tages zur Sommerszeit wieder. Dann darfst Du Dich gerne von einer anderen Seite zeigen. Von Deiner warmen…
Daniel