Wenn Sie die Wahl hätten, wo würden Sie am liebsten die Aussicht über Dubai genießen? Wer auch immer die Frage stellen sollte, die Antwort lautet ganz klar: Im 39. Stockwerk des Dubai Juwel Towers. Nun, ich wurde nicht gefragt, ich wurde überrascht.
„Warte mal ab, ich habe eine Überraschung für Dich“, sagt Stefan, nachdem er mich vom vereinbarten Treffpunkt in Dubai abholt. „Wenn du siehst, wo du heute übernachtest, dann klappen dir die Ohren weg.“ Stefan ist ein alter Schulfreund aus Internatszeiten und hat mir die nächste Unterkunft in Dubai vermittelt. Tatsächlich, er hat mir nicht zuviel versprochen. Schon allein der Anblick des Gebäudes versetzt mich in Erstaunen. „Da drin werde ich heute Nacht also wohnen“, denke ich mir. Eigentlich ist mir schon da egal, wo ich dort die Nacht verbringe. Von mir aus auch im Keller. Doch als wir in den Fahrstuhl steigen und Stefan den 39. von 41 Knöpfen drückt, ahne ich, das wird ein Erlebnis.
Nachdem ich krampfhaft versuche, den Druckausgleich für meine Ohren herzustellen – der Fahrstuhl war ganz schön auf Zack – klingeln wir an der Wohnungstür. Max, ein Perser mit hervorragenden Deutschkenntnissen und seine türkische Frau empfangen uns. „Sei herzlich willkommen bei uns“, sagt der Hausherr. „Fühle Dich wie Zuhause hier.“ Viel Zeit bleibt mir nicht mit dem sympatischen Ehepaar und ihrem kleinen sieben Monate alten Sohn, denn die junge Familie wird noch in dieser Nacht einen Flug nach Thailand nehmen. „Urlaub machen“, wie Max sagt. „Aber nicht pauschal. Wir landen in Bangkok und entscheiden dann spontan, wie es weiter geht“, sagt er. Ich überlege, ob ich ihm nicht einen Platz im Norden des Landes bei einem treuen Blogleser empfehlen soll. Aber ich warte noch und werde Absprache halten.
Nach einem türkischen Mahl – ausgezeichnet gekocht von der Hausherrin – verlässt uns die junge Familie auch schon. Wenig später nimmt auch Stefan von mir Abschied. Da sitze ich nun, alleine in der großen Wohnung, mit dem grandiosen Ausblick. Alleine? Nein, ich vergaß zu erwähnen dass Max und seine Frau mir noch ihre Haushälterin „zur Verfügung“ stellten. „Sie macht dir dann morgen auch Frühstück und ist auch sonst für dich da“, sagt Max, bevor er mit Kind und Kegel die Wohnung verlässt.
Zum Angebot der Wohnung bzw. der Couch gehört auch das hauseigene Schwimmbad samt Whirlpool und Sauna. Leider komme ich am nächsten Tag nicht in den Genuss, diesen Service in Anspruch zu nehmen, denn ich bin von vormittags bis in den späten Abend damit beschäftigt meine E-Mails zu beantworten (425 neue Mitteilungen – davon viele neue Blogkommentare) und mich um andere administrative Dinge zu kümmern. Ich bitte also zu bedenken, dass ich zwar eine gute Aussicht hatte, ich aber an diesem Tag nur wenig von Dubai selbst zu Gesicht bekommen habe. Strandausflug fiel aus. Besuch des Kodak-Büros (ist ja auch ein Spnsor des Projektes und ich hoffte, vielleicht ein kleines Stativ für die Zi8 zu bekommen) versäumt. Ein Spaziergang zur nahe gelegenen Media-City – keine Chance.
So verbringe ich also den ganzen Tag im 39. Stockwerk des Dubai Juwel Towers. Stefan schlägt die Hände über den Kopf, als er mich am Abend abholt. „Bist du noch ganz dicht??? So eine Chance kannst du dir doch nicht entgehen lassen. Der Strand in unmittelbarer Nähe, das Wellness-Programm im Haus“, sagt er. Seine Augen spiegeln die pure Verzweiflung wider. „Naja, was soll ich machen“, sage ich. „Das Projekt ist nun mal auch ein Arbeitsprojekt. Genießen, aber auch arbeiten lautet die Devise.“
Dafür hat Stefan dann aber auch gleich eine etwas weniger erfreuliche Nachricht für mich. „Der nächste Gastgeber für dich hatte heute einen Autounfall, liegt im Krankenhaus. Der Notfallplan sieht vor, dass du dann bei mir übernachtest“, sagt er. Allerdings könne ich nicht bei ihm im kleinen Zimmer (ist wirklich sehr klein) übernachten. Er könne mir aber einen Angler-Stuhl zur Verfügung stellen, und wenn ich mag, schlafe ich auf dem Balkon seiner 5-Personen-Wohngemenschaft– im 23. Stockwerk. „Das tut mir echt leid, dass ich dir nichts Besseres bieten kann“, bedauert Stefan. Ich aber zeige mich hoch erfreut. Nach all den Couchen, klein und groß, der harten Metallbank auf dem Flughafen in Kapstadt und dem mit einem Moskitonetz überdecktem Bett in Tansania, passt doch diese außergewöhnliche Schlafstätte voll zum Projekt. Es muss doch nicht immer das 39. Stockwerk im Dubai Juwel Tower sein… Naja, die Wohnung hat mir ja echt schon gefallen…
Lieben Gruß aus Dubai (im Angler-Stuhl),
Daniel