Eine sehr gute Nachricht schon einmal vorab. Es hat sich doch tatsächlich noch ein Sponsor bei mir gemeldet. Das Unternehmen Bergfreunde.de möchte mich gerne für den weiteren Verlauf dieses Projektes und bei meinem Folgeprojekt unterstützen.
Über das Folgeprojekt kann ich an dieser Stelle noch nicht berichten, da ich die Idee erst noch schützen muss. Sie sprengt aber bei weitem die Dimensionen von „Extreme-Couch-Hopping“. Ich halte Euch aber in diesem Blog auf dem Laufenden. Bergfreunde.de wird mir unter anderem Equipment aus ihrem Onlineshop zur Verfügung stellen. Zuerst war geplant, dass mir die Ausrüstung nach Neuseeland per Express geschickt wird. Aber wir waren uns nicht sicher, ob die Artikel rechtzeitig dort ankommen. Also darf ich mich nach meiner Rückkehr auf die Produkte freuen und bin so für mein nächstes Projekt bestens gerüstet.
Nun aber zu meinen Erfahrungen auf den Cook Inseln: Es gibt sicher viele Orte, deren Einwohner behaupten, es sei der schönste Flecken auf dieser Erde. Die Bewohner der Cook Inseln dürfen dies meiner Meinung auch zu Recht behaupten. Ich bin überwältig von der Schönheit Rarotongas und Aitutaki.
Meine ersten Stunden verbringe ich allerdings im Dunkeln auf der Insel. Wir landen mitten in der Nacht auf dem kleinen Flughafen. Es ist 2.30 Uhr. In der Ankunftshalle spielt ein älterer Herr auf einer Ukulele verschiedene Begrüßungsmelodien und ich werfe einen Blick auf eine Hinweistafel. Dort steht sinngemäß geschrieben: “Denken Sie an die 55 Dollar Inselsteuer, wenn Sie das Land verlassen.” Na toll, wenn der Urlauber schließlich abreisen möchte, wird er auch noch zur Krönung abkassiert. Ich versuche herauszufinden, warum diese Gebühr erst bei der Abreise und nicht bei der Anreise erhoben wird. “Die Rarotongesen möchten, dass Du so viel Geld wie möglich auf der Insel ausgibst, das wäre ja schlecht, wenn sie dir dann schon bei der Anreise den Geldbeutel schröpfen”, vermutet ein Tourist, mit dem ich zwei Tage später ins Gespräch komme. Andere Quellen versichern mir, dass “diese Regel an die Gewohnheiten der Neuseeländer angelehnt ist.” So habe das Land (oder war es nur die Fluggesellschaft?) eine Steuer erhoben, die am Tag der Abreise fällig wurde. Heute sei dies anders. “Die Steuern werden in das Flugticket einbezogen, daher fällt es nicht mehr so auf”, sagt mir Francis. Er ist mein Kontakt auf Rarotonga. Ein einflussreicher Mann, Mitglied der Königsfamilie und ein Internetfreund von einem meiner Gastgeber in Dubai.
Eigentlich will er mir selbst eine Couch für die erste Nacht zur Verfügung stellen. Da er aber einen Teil seiner Familie aus Tahiti erwartet, sei leider kein Platz für mich da. Stattdessen komme ich bei Ingrid unter. Die Deutsche betreibt eine Bungalowanlage namens „Orchid Unit“ und stellt mir gerne für eine Nacht eine Couch zur Verfügung. „Ich bin vor einigen Jahrzehnten aus Holzminden, einem verschlafen Ort im Weserbergland, hierher gezogen“, sagt sie. „Holzminden? Das kenne ich gut“, erwidere ich. Habe ich dort doch einige Jahre auf einem Internat verbracht. Und schon haben wir ein gemeinsames Thema. Allerdings gibt es gleich zu Beginn ein Missverständnis aufzuklären. „Wieviel müsste ich eigentlich regulär für einen Bungalow bezahlen“, frage ich Ingrid. „65 Neuseeland-Doller“, sagt sie. Von mir wolle sie aber nur 45 Dollar nehmen. Ich lächle, denke sie scherzt und sage: „Na, da müssen wir aber noch einmal drüber reden.“ Sie erwidert: „O.K., machen wir 30 Dollar.“ Francis lenkt ein. „Ich kläre das dann schon mit Ingrid“, sagt er. Ich ziehe es aber vor, Ingrid genauer über mein Projekt aufzuklären. Dass ich für meine Unterkünfte nur in äußersten Notfällen zahle und es ja eigentlich um den kulturellen Austausch gehe. Offensichtlich hatte Francis verpasst, ihr mein Vorhaben genauer zu erläutern. Da ich aber auch unter anderem in diesem Blog über ihre Einrichtung berichte, stellt sie mir schließlich das Sofa auch kostenfrei zur Verfügung. „Ich brauche auch wirklich nur die Couch. Einen Schlafsack habe ich dabei“, sage ich.
Francis nimmt mich wenige Minuten später auf eine ausgedehnte Sightseeing-Tour über die Insel mit. Rarotonga sei sehr schön, aber es gebe eine weitere Insel, nur wenige Flugminuten entfernt, die ich unbedingt besuchen müsse, sagt er. „Man sagt, Aitutaki sei die schönste Insel der Welt“, macht mir Francis die Insel schmackhaft und drückt mir eine Buchungsbestätigung für einen 40-minütigen Flug von Rarotonga auf den angeblich schönsten Flecken unserer Erde. Zahlen muss ich für den Flug nichts. „Habe ich alles schon erledigt“, sagt Francis. Ich solle es als einen Gefallen betrachten und irgendwann jemanden anderes dafür einen anderen Gefallen erweisen. Das ist ein Deal mit dem ich leben kann.
Am nächsten Tag geht es für mich nach Aitutaki. Schon aus der Luft betrachtet, raubt der wunderschöne Anblick des Inselatolls einem den Atem. Kristallklares Wasser, weiße Strände und ausgedehnte Riffe – wahrlich wie gemalt. „Ist das nicht schön“, höre ich ein Pärchen aus der Schweiz im Flugzeug sagen. Eine halbe Stunde später finde ich mich mit Melanie und Roger auf der Ablage eines Pick-ups wieder, der vom örtlichen Polizeichef gesteuert wird. „Ihr seid heute meine VIP-Gäste, ich setze Euch in der Stadt ab“, sagt er.
Am nächsten Morgen, die Nacht habe ich übrigens auf einem Sofa in der Lobby des Paradise Cove verbracht, zieht es mich an den Strand. Beim Schnorcheln wird mir eine unglaubliche Artenvielfalt geboten. Überall auf der Insel herrscht eine paradiesische Stille. Ich schiebe noch schnell eine Wanderung zur ältesten Kirche der Cook Inseln ein, ehe es für mich wieder Richtung Paradise Cove geht. Zu gerne würde ich länger bleiben (wie so oft auf meiner Reise), aber schon gegen Mittag geht mein Flieger zurück nach Rarotonga. Denn von dort aus geht es weiter nach Los Angeles.
Allerdings muss ich mit den anderen Passagieren des geplanten Nachtfluges eine Zwangspause einlegen. „Ihr Flug hat sechs Stunden Verspätung“, teilen uns die Mitarbeiter von Air New Zealand mit. Man könne sich kaum noch daran erinnern, wann es das letzte Mal eine Verspätung auf dem Flughafen in Rarotonga gegeben habe. Nun, an diesem Tag ist es mal wieder soweit und wir verbringen gemeinsam die Nacht in der kleinen Halle. Hier treffe ich auch ein Ehepaar aus Bremen wieder, die ich bereits am Nachmittag in einem Restaurant kennenlernen durfte. „Ich habe von ihrem Projekt in der Tageszeitung gelesen“, sagt mir die Frau. Irgendwie ist das ein komisches Gefühl – das erste Mal erkennt mich jemand wieder und dann auch noch am anderen Ende der Welt.
Später treffe ich auch noch auf Debby. Die gebürtige Britin ist gerade auf dem Weg nach Frankfurt, möchte Freunde aus Deutschland besuchen. Durch einen Zufall darf sie – trotz Economy-Ticket – mit uns später in der Business Class Lounge sitzen (regelmäßige Blogleser wissen vielleicht, dass mein Sponsor Star Alliance mir für ausgewählte Flüge ein Upgrade für die Business Class gewährt). Sie ist fasziniert vom Komfort – wobei man die Lounge in Rarotonga sicher nicht mit den Lounges anderer Flughäfen vergleichen kann. Es ist schon etwas kleiner und bei der Inneneinrichtung hat man sich aufs Wesentliche konzentriert. Aber immerhin bietet der Service auch Champagner an. Debbys Augen glitzern. „Möchtest Du ein Glas trinken?“, frage ich sie. Offensichtlich traut sie sich nicht, selbst zur Flasche zu greifen. „Oh yes, for sure“, sagt sie und grinst mich an. Und so stoßen wir morgens um 4 Uhr in Rarotonga mit Champagner auf eine spannende Weiterreise für uns zwei an. Dabei bin ich so gar kein Fan von Champagner…
In diesem Sinne einen beschwipsten Gruß vom Couchhopper!
P.S. Eine kleine Warnung zum Schluss: Finger weg vom lokalen Bier “Matutu”. Es ist mit Abstand das abscheulichste Gebräu, dass ich auf meiner Reise bisher getrunken habe. Außerdem kostet es mehr als die importierten ausländischen Biere!!!