Der Esel und die Besserwisser

Feb 6, 2010Allgemein

Gestern Nacht hatte ich ein langes Gespräch mit Rita. Dieses Mal ging es nicht um die Firma, nicht um meine bevorstehende Reise nach Brasilien, nicht um das geplante Buch. Dieses Mal erzählte ich ihr von den Kommentaren in meinen Blogs (hierbei handelt es sich vor allem um die Blogkommentare bei stern.de). Darüber, wie ich mich manchmal ärgere, dass manche Leser voreilig urteilen. Aber auch darüber, wie andere Leser Partei für mich ergreifen und mir den Rücken stärken. Meinen Monolog über Freunde, Unterstützer, aber auch Feinde und Neider meines Blogs unterbricht Rita mit folgenden Worten: "Daniel, ich möchte Dir eine Geschichte erzählen. Danach wirst Du Dir sicher nicht mehr soviele Gedanken über böse Kommentare machen." Und sie beginnt:

*********************************

Ein Vater ist mit seinem Sohn auf Reisen. Samt Gepäck auf dem Rücken eines Esels. Als die Drei durch das erste Dorf streifen, werden sie von den Einwohnern angesprochen: "Das könnt ihr doch nicht machen, der arme Esel. So viel Gepäck und dann ihr zwei noch auf dem Rücken. Ihr beide solltet zu Fuß gehen." Vater und Sohn steigen ab und setzen ihre Reise weiter fort.

Im nächsten Dorf schimpfen die Einwohner auf den Vater: "Wie kannst du nur deinen jungen Sohn bei so einer anstrengenden Reise laufen lassen? Er gehört auf den Rücken des Esels und du solltest das Gepäck schleppen." Der Vater lenkt ein, nimmt das Gepäck und platziert den Jungen auf den Rücken des Esels.

Im dritten Dorf bekommt der Junge den Unmut der Dorfbewohner zu spüren: "Wie kannst du nur deinen armen, alten Vater das Gepäck schleppen lassen, während du bequem auf dem Rücken des Esels reist. Du solltest Platz für Vater und Gepäck machen." Gesagt, getan.

Im vierten Dorf machen die Tierliebhaber mobil: "Der arme Esel. Warum muss er die Lasten schleppen. Das könnt ihr beiden doch auch alleine. Geht zu Fuß und schleppt das Gepäck selbst." Um auch hier es den Einwohnern recht zu machen, steigt der Vater ab, das Gepäck wird unter ihm und seinen Sohn aufgeteilt.

Im fünften Dorf schlagen die Leute die Hände über den Kopf. Da laufen Vater und Sohn mit schwerem Gepäck auf dem Rücken neben einem Esel her, der ohne Last einen Huf vor den anderen setzt. "Ja, seid ihr denn bescheuert", fragen die Einwohner. "Ihr solltet beide die Reise auf dem Rücken des Esels weiterführen, samt Gepäck. Der Esel hält das schon aus." Und so führen sie ihre Reise weiter fort… bis zum nächsten Dorf.

*********************************

"Eine schöne Geschichte", sage ich zu Rita. "Da braucht man wirklich nichts mehr zu sagen. Den Sinn sollte jeder spätestens im fünften Dorf erkannt haben." Wir lachen. Und die bösen Blogkommentare vom Vortag sind vergessen…

In diesem Sinne schwinge ich mich nun auf meinen imaginären Esel, ohne Gepäck und ohne Sohn, und reite ins nächste Dorf. Mal sehen, was mich dort erwartet!

Daniel

Hopkins’ Storyhood

weitere Beiträge

Sein oder Nichtsein, denn sie wissen, was sie tun …

Ein Kommentar, ein Appell ... In wenigen Wochen werde ich das siebte Mal meine Stimme für die Bundestagswahl abgeben. Bisher war meine Wahlentscheidung stets von persönlichen Befindlichkeiten, der Sympathie für einzelne Kandidaten und dem Einfluss meines sozialen...

“Nicht der Nabel der Welt!”

Politiker-Bashing als Instrumentarium des persönlichen Frusts Man fragt sich, ob man weinen oder lachen soll, wenn man in den Gazetten der Republik – ob nun Online oder Print – liest, wie sich einzelne (Hobby-)Kommentatoren über das Krisenmanagement unserer Politiker...

Willkommen im Jahr der Aufklärung und des Respekts

Vorab sei erwähnt, dass es sich bei diesem Beitrag um einen etwas längeren Text handelt. Ich prophezeie folgende Lesezeiten: 8 Minuten (für „normale“ Leser) 25 Minuten (für Leser, die im folgenden Text indirekt oder direkt kritisiert werden und sich überlegen, wie sie...

Da brennt einem glatt die Birne durch …

IKEAs Definition von Service Zack, schon wieder brennt eine Glühbirne durch. Die dritte innerhalb von zwei Wochen. Der Verdacht bei meiner Frau und mir liegt nahe: Es muss am Alter der Standleuchten liegen, die bereits seit über 20 Jahren ihren treuen Dienst erwiesen...

Die Bewährungsprobe der “vierten Gewalt”

Ein Appell an den Qualitätsjournalismus Gerade in Krisenzeiten unterliegt der Journalismus einer Bewährungsprobe. Insbesondere für den gewissenhaften Journalisten gilt umso mehr: Die Berichterstattung sollte ausgewogen, unparteilich und objektiv sein. Jeder...

So fern. Und doch so nah.

Die Amerikanisierung als Hoffnungsanker Mit der offiziellen Amtseinführung des 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika hofft nicht nur die Mehrheit der US-Bürger auf eine deutliche Verbesserung der innenpolitischen und wirtschaftlichen Lage. Die ganze Welt...

Flucht aus der Realität – Stolperfallen unserer Meinungsfreiheit

Unser Land befindet sich in einer gesellschaftspolitischen und sozialen Krise. Das Coronavirus und die mit ihm einhergehenden Einschränkungen des täglichen Lebens rufen vielerorts Demagogen aller Couleur auf den Plan. Die vorherrschende Situation scheint sich als...

“Das Buch ist schwerer als mein iPad”

Spontaneität gehört zu meinen Stärken (und zuweilen auch Schwächen). Und für Menschen, die ebenso ticken wie ich, hege ich eine gewisse Sympathie. Dies darf durchaus auch als Kompliment für meinen Couchgesprächspartner Masoud Kamali verstanden werden. Denn den...

Holt mich auf die Couch!

Schon mal vorab: So ein Couchgespräch, wie ich es jüngst mit Enie durchgeführt habe, bedeutet doch schon einen kleinen Aufwand. Mit kurzer Vorbesprechung, Anreise, eigentlichem Couchgespräch und Nachbereitung sind mal schnell zwei Tage verplant. Und da ich dieses...

Enie van de Meiklokjes – weder schräg noch schrill!

Vor einigen Wochen berichtete ich von meiner neuen Idee, mit der ich den Blog mit neuen interessanten Inhalten füllen möchte: die Couchgespräche. Nun ist es endlich soweit. Der erste Bericht steht (sozusagen zum "Warm werden"). Und wie es der Zufall will, durfte ich...

Phils Weltreise-Gepäcktipps

"Pack' die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein...", forderte die kleine Conny Froboess vor genau 60 Jahren im gleichnamigen Lied auf. Doch in diesem Blogbeitrag geht es dieses Mal nicht um einen Ausflug zum Strandbad Wannsee, sondern um die ganz großen...

Der Couchhopper in der HAZ

Sozusagen frisch aus der Druckerpresse: Heute erreichte mich ein Link von der HAZ (Hannoversche Allgemeine Zeitung). Er führte mich zu einem echt lesenswerten Artikel von Ann-Kathrin Seidel. Nicht nur, weil ich darin auch erwähnt werde - aber auch deswegen. Vor...