Back home

Dez 22, 2009Allgemein

Ein komisches Gefühl wieder Zuhause zu sein. Komisch, weil die meisten Sehnsüchte, die mich in den vergangenen Wochen geplagt haben, sich plötzlich in Luft aufgelöst haben. Ich sehe meine Freunde wieder, trinke wie angekündigt einen Glühwein auf dem Osnabrücker Weihnachtsmarkt und schließe endlich wieder meinen Sohn in die Arme. Und doch gibt etwas, was ich so gar nicht vermisst habe: meinen Alltag!

Die Begrüßung am Flughafen Münster/Osnabrück verläuft – wie erwartet und gewünscht – eher ruhig. Mein bester Freund Christian und mein Freund Jan aus Osnabrück warten auf mich. Neben ihnen ein TV-Team von RTL und ein Radio-Journalist des Norddeutschen Rundfunks. Ich habe immer noch meine Shorts aus Rio an, bis jetzt friert es mich noch nicht. Wir schließen uns in die Arme, während die Kamera schon auf mich hält. Irgendwie fühle ich mich in diesem Augenblick nicht wirklich wohl.Ganz klar, ich muss raus aus den Shorts, denn vor den Toren des Flughafens herrschen -13 Grad Celsius. Das sind fast 50 Grad Temperaturunterschied zu Rio de Janeiro. Nee, nee…so hart bin ich dann auch wieder nicht.

Ich verschwinde also kurz auf die Toilette und ziehe mir etwas wärmeres an. In der Zwischenzeit passiert folgendes (hat mir Christian erzählt): “Wer war denn das”, fragt eine Frau, durch das TV-Team neugierig geworden. Christian antwortet: “Tom Cruise!” “Echt”, fragt sie. Er klärt auf: “Nein, das ist der Couchhopper.” Sie schaut ihn an und sagt: “Ach, der mit dem Sofa?! Ja, von dem habe ich in der Zeitung gelesen!” Wow, es gibt also außerhalb meiner Blogs noch Menschen, die mein Projekt verfolgt haben und sich an mich erinnern können. Beeindruckend.

Nach den Interviews vor Ort fahren wir zu mir nach Hause, das TV-Team im Schlepptau, die noch ein paar O-Töne bei Glühwein auf dem historischen Weihnachtsmarkt (der sich in unmittelbarer Nähe meiner Wohnung befindet) nehmen wollen. Ich bibbere, kämpfe mit der Kälte. Aber irgendwie bekommen wir auch das hin. Danach gehen wir gemeinsam ins “bottled”. Die Flaschenbar gehört einem meiner besten Freunde. Ehrensache, dass wir an diesem Abend dort auflaufen. Mittlerweile zeigt das Thermometer -17 Grad Celsius (online abgerufen) an. Nichts für mich. Daher nehme die Einladung gerne an und fahre mit zu Jans Bruder. Dort darf ich im Warmen über mein Projekt erzählen und ein paar herrliche Bier trinken. Dabei sage ich einem Bekannten noch zu, in Frankfurt vor Studenten über meine Erlebnisse zu referieren. Mal sehen, was daraus wird…

Nun, die Nacht ist kurz. Schließlich kehre ich noch im Mondflug (Osnabrücker Club) ein. Aber was soll’s. Bin ich ja von den vergangenen Wochen gewohnt. Wenig Schlaf. Meinen Sohn habe ich bis dahin noch nicht sehen können, weil der zu der Zeit noch nicht in Osnabrück ist. Und bis dahin ist es die einzige Sehnsucht, die noch immer in mir brennt – Liam endlich wieder in meine Arme schließen zu können. Vorher mache ich noch einen Abstecher zu meinen Großeltern. Neben meinen Großsponsoren Star Alliance und Kodak tragen sie beide entschieden dazu bei, dass ich das Projekt durchführen kann. Sie sind auch die ersten, bei denen ich mich telefonisch nach meiner Ankunft melde.

Aprospos telefonisch. Der gestrige Montag ist dann auch gleich der Horrortag für mich. Nach knapp drei Monaten hat sich ein Haufen Post angesammelt. Als ich gegen Mittag meine Tür öffne, liegen eine Reihe von Journalistenmagazinen und rund 100 Briefe – gebündelt mit starken Gummibändern – vor meiner Tür. Oje, und der erste Brief, den ich öffne, ist gleich eine Rechnung von O2, meinem Mobilfunkanbieter. Knapp 900 Euro wollen die von mir haben!!! Glaubt mir, da kann einem schon das Herz in die Hose rutschen. Für etwa 60 Minuten sind das 160 Euro. “Scheiße, was hast Du denn da gemacht”, frage ich mich selbst. Aber aufregen hilft nichts. Ich kann es nicht mehr ändern und muss in den kommenden Tagen eine Lösung finden, diese und andere Rechnungen so schnell wie möglich zu begleichen.

Nach diesen und anderen Situationen hatte ich wirklich keine Sehnsucht. Wie zum Beispiel der Deutsche, der sich wie ein Hohlkopf auf dem Flughafen in Frankfurt wie blöd über eine fünfminütige Verspätung aufgeregt hat. Mein erstes Erlebnis back home. Willkommen in Deutschland. Naja, so etwas finden wir aber überall auf der Welt… Nicht nur, weil es überall Deutsche gibt! 😉

Gestern Nachmittag aber der große Moment (nachdem ich zuvor noch auf die Schnelle zwei Radiointerviews in den Studios von N-Joy (NDR) und ffn gegeben habe). Liam und ich sehen uns nach 11,5 Wochen endlich wieder. Vor zwei Wochen noch sagt er mir über Videotelefonie: “Papa, kannst Du nicht schon morgen kommen?”. Ich sage: “Mein Schatz, mein Flugzeug geht erst in zwei Wochen. Aber dann können wir ganz viel kuscheln.” “Aber Papa”, sagt er. “Ich halte das nicht mehr länger aus!” – In dem Moment war ich hin- und hergerissen zwischen Herzschmerz und Vaterfreude. Mein dreijähriger Sohn sagt in seiner ganz besonderen Art und Weise, wie sehr er mich vermisst. Gestern Nachmittag ist es endlich soweit. Wir schließen uns in die Arme, küssen uns minutenlang. Ich will ihn nicht mehr loslassen… Meine Ex-Frau und ich begleiten ihn zu seinem ersten Krippenspiel in der evangelischen Kirche in Hasbergen. Ganz stolz erzählt er: “Ich bin Kerzenträger.” Er sieht so süß aus und ich genieße jeden Augenblick.

Und nun sitze ich hier, bei meinem besten Freund Christian. Beantworte E-Mails von Unterstützern, ehemaligen Gastgebern und erzähle Christian schon die ersten Geheimnisse, die ich in meinem Buch verewigen werde. Ab morgen wird mich sicher der Alltag vollends einholen. Denn dann gilt es wieder Fuß zu fassen. Den ersten journalistischen Auftrag habe ich gestern Nachmittag schon von der Neuen Osnabrücker Zeitung erhalten. Aber das reicht noch nicht. Ich habe noch viel Luft für neue Aufträge als Journalist oder PR-Manager. Also gilt: Werbetrommel rühren.

Und ab dem 1. Weihnachtstag setze ich mich an mein Buch. Mal sehen, was das morgige Gespräch mit einer Berliner Autorenagentur bringt. Ich werde in den kommenden Tagen auch sicher davon berichten…

In diesem Sinne (falls ich es vorher nicht schaffen sollte zu bloggen), Frohe Weihnachten. Solltet Ihr auf Eurer Couch sitzen, den Weihnachtsbaum betrachtend, dann denkt an mich. Einen Weihnachtsbaum habe ich nämlich dieses Jahr nicht…

Alles Gute!

Daniel

Hopkins’ Storyhood

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