Wer meinen Blog regelmäßig verfolgt, wird mittlerweile mitbekommen haben, welche Strapazen mein Projekt nach sich zieht. In Neuseeland brauchte ich mich um fast nichts Gedanken machen. Die Tourism New Zealand, die offizielle Tourismusorganisation des Landes, hat ein Programm für mich aufgestellt. Auch für die Couchen sorgte das Team: Ich kam bei den Mitarbeitern unter, die mir gerne ihre Sofas zur Verfügung stellten.
Das Programm hat es in sich: Ein Sprung vom Skytower (192 Meter geht es für mich in die Tiefe), eine ausgedehnte Wanderung durch den Regenwald und an der Vulkanküste Neuseelands, ein zweistündiger Ausflug mit einer original America’s Cup Yacht, ein Besuch im Kelly Tarlton’s Antarktik Museum und ein Besuch der weltweit größten Maori-Ausstellung im Maori War Museum mit Showeinlage.
Ich habe also – im Gegensatz zu den meisten Orten, die ich bisher im Zuge meines Projektes besucht habe – die Gelegenheit, mir ein genaueres Bild von Land und Leute zu machen. Außerdem ist der Aufenthalt in Auckland gleichzeitig auch eine Art Verschnaufpause, brauche ich mich nicht um neue Gastgeber zu kümmern oder (wie so oft) stundenlange Fahrten zur nächsten Couch samt 40 Kilogramm Gepäck auf mich nehmen.
Am Flughafen wartet bereits Wibke auf mich. Die gebürtige Deutsche lebt seit sieben Jahren in Neuseeland und arbeitet als Koordinatorin für Europa für Tourism New Zealand. “Als ich im Stern von deinem Projekt gelesen habe, dachte ich mir, den schreiben wir an und organisieren mal was”, sagt sie mir bei meiner Ankunft. Selbst, wenn ich keinen der Programmpunkte wahrnehmen wolle, würden sie und ihre Kolleginnen Jane und Sida sich freuen, mir jeweils eine Couch für eine Nacht zur Verfügung zu stellen. Aber was für eine Frage?! Das Angebot ist ja auch zu verlockend, als dass ich es ablehnen könnte. Am Abend laden Wibke und ihr Freund mich zum Barbeque ein. Zwei riesige Steaks zieren den Grill. Um ein genaueres Bild dieser “Fladen” zu bekommen, habe ich fürs Foto mal mein Mobiltelefon daneben gelegt. Nun, das ist doch mal eine schöne Begrüßung. Die lasse ich mir munden.
Am nächsten Morgen entführt mich Wibke zunächst nach One Tree Hill, einem Aussichtspunkt mit einem herrlichen Blick über Auckland. In der Ferne entdecke ich auch schon den Skytower, von dem ich nur zwei Stunden später wagemutig in die Tiefe stürzen werde. Bei dem Gedanken bekomme ich schon schwitzende Hände. Auf dem Turm selbst sorgen weitere Symptome für Unbehagen: weiche Knie, zittrige Hände und ein flaues Gefühl in der Magengegend. Aber für einen Rückzieher ist es zu spät. Wie soll ich das bloß meinen Bloglesern erklären? Ich stehe also an der Reeling der Absprungplattform, neben mir Wayne (ein Hüne, neben dem ich aussehe wie ein unterernährter Hobbitt), der mir die wichtigsten Schritte erklärt. Ich schaue kurz hinab in die Tiefe, ehe es für mich ein paar Schritte weiter bis zum finalen Absprungsplatz geht. “Eines sage ich dir, ich werde nicht noch einmal hinab schauen”, rufe ich Wayne zu. 192 Meter sind verdammt hoch, kann ich an dieser Stelle nur betonen. Vor allem, wenn der Boden aus Stein ist. Ich hangele mich also an der Reeling entlang, Wayne befestigt mich an den Seilen. “Der Countdown beginnt gleich”, sagt der Riese. “Wie bitte”, frage ich noch einmal nach und ergänze: “Mein Countdown hat schon unten im Fahrstuhl angefangen!” Wir lachen noch einmal zusammen – er laut, ich eher innerlich.
Dann gehen mir noch unendlich viele Gedanken durch den Kopf, zuviele, um sie sortieren zu können. “O.K., Daniel is going to fly”, glaube ich im Hintergrund zu vernehmen. “Three, two, one – off you go!” Wayne klinkt mich aus und ich falle. Nach etwa zehn Metern stoppt mich das Band, ungefähr auf Höhe der Aussichtsplattform mit Restaurant. Offiziell, so heißt es, damit die Crew ein Foto von mir aus der Luft machen kann. Ich glaube aber eher, es dient mehr zur Belustigung der anderen Skytower-Besucher, die wohl gerade in diesem Moment fleißig Fotos von dem Verrückten machen, der am Seil hängt und gleich nahezu im freien Fall auf den Boden zurasen wird.
Nennt mich ruhig einen Angeber, aber der freie Fall war bei weitem nicht so schlimm, wie ich ihn mir ausgemalt habe. No problem. Das Adrenalin steigt weiter in mir auf, ich genieße den kurzen, gerade mal knapp zehnsekündigen Flug wie im Rausch. Unten angekommen, schreit es innerlich in mir: “Noch mal!!!!” Naja, vielleicht versuche ich es beim nächsten Mal mit Sky-Diving…
Am Nachmittag zieht es uns mit der Bush and Beach Tour in den Regenwald und an die Vulkanküste im Westen des Landes. Eine Wanderung durch diese Region ist einfach ein Muß für jeden Besucher Neuseelands. Aber vorsicht, der “Piha”-Strand birgt seine Gefahren. Man sollte nicht versuchen, barfuß das feine, schwarze Vulkangestein zu betreten. “Hier haben sich schon viele Touristen schwere Verbrennungen zugezogen”, erklärt uns unsere Führerin Dawn. Die Sonne heizt den metallhaltigen Sand derart auf, dass es im Sommer unmöglich ist, ohne Schuhe am Strand entlang zu wandern. Die Nacht verbringe ich übrigens bei Jane und ihrem Mann. Ich hatte gehofft, nachts mein Video vom Skyjump bearbeiten zu können, allerdings muss ich meine Blogleser an dieser Stelle erneut vertrötsten, da ich noch herausfinden muss, wie und mit welchem Programm ich eine VOB-Datei in eine MOV-Datei umwandeln kann. Vielleicht kann mir ja einer einen Tipp geben.
Tag 2 beginnt mit einem Besuch im Kelly Tarlton’s Antarktis Museum. Neben lebenden Pinguinen und einem beeindruckendem Großaquarium bietet der Ort eine umfangreiche Austellung von Originalen des Robert Falcon Scott Basislagers auf dem eisigen Kontinent. Und wer schon immer mal die Axt des Entdeckers Edmund Hillary sehen wollte – bei Kelly Tarlton’s ist er richtig.Übrigens, ich habe dann auch das passende Fotos des Hais gemacht, der unfreiwillig einen Kaiserschnitt verpasst bekommen hat. Was genau passiert ist, lest Ihr unter anderem hier.
Am Nachmittag soll ich eigentlich einen Segeltörn auf einer America’s Cup Yacht unternehmen. Diese wird aber wegen schlechten Wetters auf Tag 3 verschoben. Für mich eine gute Gelegenheit, mit William (einem Mitarbeiter der Tourism Nez Zealand) den Haka zu üben. Das Resultat ist ja in einem früheren Blog von mir zu “bestaunen”. Am Abend finde ich mich in einem wunderschönen Haus auf der Spitze eines Berges wieder. Das Sofa befindet sich direkt vor einem Panoramafenster mit Blick auf Auckland und zur Nacht mit einer herrlichen Aussicht in den sternenklaren Himmel. Es ist einfach traumhaft…
Tag 3: Meine Gastgeberin Sida, ihr Mann Daniel und Sohn Marcus, nehmen mich mit auf eine Wanderung zur Küste zu einer Vogelsiedlung. Der Wind peitscht uns um die Ohren, aber er ist erfrischend. Ich genieße den Ausflug ins Grüne. Nur wenige Stunden vor meinem Abflug darf ich dann auch auf die Yacht und wir segeln hinaus in die Bucht vor Auckland. Unser Skipper Eric macht auf der Tour noch ein Video von mir, während ich das große Schiff auf die Harbour-Brücke von Auckland zusteuere (das Video muss ich leider auch nachliefern). “Daniel ist a Journalist from Germany and he is on a very special mission. He’s going around the world in 80 days and sleeps every night on a different couch”, erklärt er den anderen Passagieren, nachdem wir das Video aufgenommen haben. “Tonight he is going to fly to Rarotonga”, sagt er und dass ich bei einem Mitglied der Königsfamilie auf dem Sofa übernachten werde. Davon berichte ich dann im nächsten Blogeintrag.
Für mich gilt es zunächst, ein Fazit aus meinem dreitägigen Aufenthalt in Neuseeland zu ziehen. Das ist einfach: Ich komme auf jeden Fall wieder!
KIA ORA!